
Israel (2019)
Rundreise im Abendland
Der Süden: Eilat und Jordanien
Morgens um 04.00 Uhr Lokalzeit in Tel Aviv gelandet, konnten wir zum Glück direkt unser Auto abholen. Im nigelnagelneuen Gefährt - 17km hatte es erst auf dem Tacho - düsten wir los Richtung Süden. Vorbei am Gazastreifen und ab durch die Wüste. Denn viel mehr gibt es auf der Fahrt nach Eilat nicht zu bestaunen.
Die Negevwüste und der kühle Wind waren aber wie gemacht für zwei, drei Anti-Müdigkeits-Aussteiger sowie Fotos. Die Negev nimmt etwa 60 Prozent der Fläche Israels in Anspruch, dabei leben aber nur gerade mal knapp 10 Prozent der Bevölkerung in diesem Gebiet. Kurz gesagt: Viel mehr als sandige und steinige Hügel und unglaubliche Weiten gab es nicht zu bestaunen.
Nach gut vier Stunden Fahrzeit erreichten wir Eilat. Zu unserer Entäuschung erfuhren wir erst beim Check-In, dass wir - nicht wie gebucht - in einem Caravan übernachten werden können.
Auch unsere Schnorchelpläne lösten sich im wahrsten Sinne des Wortes im Wind auf. Es war schlicht zu kühl. Schade, denn das rote Meer muss auch an der Küste von Eilat einige schöne Schnorchelspots zu bieten haben...
Also mussten neue Pläne her für die zwei Tage in einer Stadt, die vom Tourismus lebt. Da nicht Saison war, war es auch nicht wirklich lebendig.
Eilat liegt zwischen den Grenzen zu Ägypten und Jordanien. Wir entschieden uns für einen Eintagesausflug ins Haschemitische Königreich.
Mit dem Auto an die Grenze fahren, rüber laufen und die verschiedenen Checkpoints abklappern, ein paar Fragen beantworten, mit dem Taxifahrer handeln, nach Aqaba (Jordanien) fahren, Mohammed im Souvenirshop besuchen und kennenlernen, eine Shisha rauchen, zwei Stunden in der Stadt spazieren, Taxi zurück, Checkpoints und Befragungen, Geld bezahlen für die Ein- und Ausreise, und das wars. Schon waren wir wieder in Eilat.
Die heilige Stadt Jerusalem
Nun ging es wieder durch die Wüste in Richtung Norden. Diesmal allerdings der jordanischen Grenze entlang. Unser Zwichenziel war das Tote Meer. Wir passierten die Checkpoints problemlos und fuhren in Palästina (Westjordanland) zu einem geeigneten Badeort im äussersten Nordwesten des Salzsees. Für Jasmin war die Aussentemperatur immer noch zu kalt, doch Philippe wagte sich und floatete ein paar Minuten auf dem Wasser. Das Tote Meer ist insofern speziell, dass man hier auch als Nichtschwimmer ohne Sorgen baden gehen könnte. Der Salzgehalt ist um das zehnfache höher als in gewöhnlichen Salzgewässern und untergehen ist somit unmöglich. Deshalb existiert im See bis auf einige Bakterien auch kein Leben - der Name "Totes Meer" passt also ganz gut. Leben fehlt, aber an für die Haut äusserst gesunden Schlamm mangelt es nicht. Eine Einreibung und fünf Minuten später war Philippe's Haut babyweich.
Die Weiterfahrt durch palästinensisches Gebiet nach Jerusalem gestaltete sich ebenfalls problemlos. Abgesehen von einem Stau kamen wir noch vor Sonnenuntergang in einer der ältesten Städte der Welt an. Das Stadtbild von Jerusalem ist schon von Weitem sehr speziell - es darf hier ausschliesslich
mit "Meleke", ein weisser Kalkstein oder ähnlichen Steinen aus der Umgebung gebaut werden.
Für den Besuch der Altstadt haben wir eine Führung gebucht. Es hat sich absolut gelohnt, denn unser Guide Einat konnte uns vieles von der speziellen Geschichte und Energie dieser Stadt näher bringen. Nach etwa einer Stunde spürt man auch sehr gut, in welchem der vier religiösen Viertel man sich befindet. Die Gassen sind eng und man sieht in jedem Winkel, dass Jerusalem für sämtliche hier ansässigen Religionen einer der heiligsten, wenn nicht der heiligste Ort ist.
Nach Tempelberg, Klagemauer und Grabeskirche wollten wir tagsdarauf aber auch noch die lebendige, moderne Seite Jerusalems kennenlernen. Die Seite, bei der Religion keine Rolle spielen sollte - die kulinarische. Auf dem Machane Yehuda Markt ein Bier zu trinken und dem Treiben der Händler zuzusehen ist ein absolutes Muss. Es ist laut, eng, fröhlich und farbig. Ein Erlebnis besonderer Art.
Danach ging es für Philippe's Geburtstagsessen ins berühmte Machneyuda Jerusalem - ja der Name ist Anspielung auf die Marktatmosphäre. Es wurde noch lauter, schriller und kulinarisch ausgefallen. Dieses Lokal ist eine Attraktion für sich, nicht nur das Essen, sondern das ganze Drumherum wird auf eine Art und Weise zelebriert, wie es uns gefällt.
Das Party-Mekka Tel Aviv
Das Alter der Stadt widerspiegelt sich in Tel Aviv auch auf den Strassen. Wo in Jerusalem gebetet wird, wird in Tel Aviv getanzt. Die Stadt, erst vor gut 100 Jahren aus dem Boden gestampft und fast ganzheitlich im Bauhausstil erbaut, schläft nie. Natürlich sind diese Häuser im Bauhausstil optisch nicht sonderlich ansprechend und eher langweilig, dafür sind die jungen Einwohner in Tel Aviv aber das völlige Gegenteil. Und wir hatten Glück! Unsere Airbnb - Wohnung lag nämlich direkt vor dem Eingang zur Altstadt Jaffa. Diese widerspiegelt zwar noch das Altstadtflair, aber während dem Durchschlendern bemerkt man schnell, dass auch hier die Hippster schon längst Einzug genommen haben. Tolle Bars, laute Musik nicht nur an jeder Ecke sondern auch hinter jeder Hecke und hippes Essen machten die Altstadt für uns persönlich zum Höhepunkt von Tel Aviv.
Der kilometerlange, wunderschöne Mittelmeerstrand ist ebenfalls bevölkert von singenden, kiffenden, radfahrenden und trinkenden Leuten, die allesamt - so wirkt es zumindest - nur Eines im Sinne haben: das Leben zu geniessen.
Wir haben uns entweder ein Fahrrad oder ein E-Scooter via App gemietet und konnten so schnell und problemlos durch die ziemlich weitläufige Stadt düsen. Der Carmel Market ist auf jeden Fall einen Besuch wert und noch ein bisschen ausgefallener - oder sollen wir sagen "hipper"? - als der Markt in Jerusalem.
Die Zeit in Tel Aviv verging wie im Flug. Und leider hatten wir auf unserem Rückflug dann nicht noch mehr Zeit. Wir wurden nämlich in die Business Class gesetzt. Dies nur, weil Jasmins ehemalige Arbeitskollegin Agnes zufälligerweise auf demselben Flug nach Zürich war, wie wir - aber als Flugbegleiterin. Vielen Dank nochmals dafür, Agnes ;-)!