Seoul (2016)
Gangnam Style!
Zusammen mit Daniela machten wir uns mit Turkish Airlines via Istanbul auf den Weg in die südkoreanische Hauptstadt Seoul, wo uns eine sehr spannende Woche erwartete. Angekommen am Flughafen ging es auf direktem Wege mit der Metro zum Hauptbahnhof Seoul. In dessen Nähe befand sich auch gleich die Wohnung, welche wir auf Airbnb gefunden haben. Trotz kleinem Jetlag wollten wir bereits am ersten Abend die Feiertauglichkeiten der Südkoreaner testen. Und wir wurden keineswegs enttäuscht. Zuerst gönnten wir uns ein feines koreanisches Barbeque - bei diesem setzt man sich um eine Grillplatte, welche mittig im Tisch eingebaut ist, zieht die Tischschublade heraus, nimmt sämtliche Essutensilien zu sich und bestellt das gewünschte Fleisch und Gemüse mit der dazugehörigen Marinade. Anschliessend werden einem noch etliche weitere Gewürze und Beilagen serviert und man kann alles auf der heissen Platte zubereiten. Essen mit Stäbchen ist grundsätzlich schon nicht wirklich urschweizerisch, wenn die Stäbchen dann aber noch aus Stahl sind, wird das Ganze noch ein bisschen schwieriger. Wir konnten aber nach kurzem Umgewöhnen gut damit umgehen...
Euphorisiert vom ganzen Trubel im Hongik Viertel - das Universitätsviertel in Seoul mit unendlich vielen Bars, Clubs und Restaurants - in welchem wir diesen Abend verbrachten, suchten wir eine Bar auf. Nach einigem Hin- und herlaufen fiel die Entscheidung auf die Bar "Shooters". Diese wurde ihrem Namen gerecht. Man konnte sich 4er-, 8er- oder 12er - Platten mit verschiedenen Shots bestellen. Schnell begriffen wir, wie es funktioniert und noch schneller, DASS es funktioniert. Zum Abschluss des Abends gings noch kurz auf ein Bier in eine weitere Bar und dann wollten wir uns den Jetlag endgültig aus der Seele schlafen.
Erst Nachmittags konnten wir uns aus dem Bett zwingen, um am zweiten Tag das Trickeye Museum zu besuchen. Wie es der Name schon sagt, geht es in diesem Museum um optische Täuschungen, welche mit der Kamera gut festgehalten werden können. Gleich nebenan konnten wir zusätzlich das Ice Museum besichtigen. In einem Raum mit minus 7 Grad Celsius wurden verschiedene Eisskulpturen dargestellt. Der Sinn dahinter? Unbekannt.
Tagsdarauf ging es ausgeschlafen in den grössten aller Parks (und es gibt wirklich sehr viele Parks in Seoul), den Olympiapark. Hier fanden 1988 die olympischen Sommerspiele statt. Der Park ist trotz seines Alters immernoch sehr gut erhalten und gepflegt. Auch die hiesigen Sportstätten wurden nicht, wie andernorts, einfach verwahrlost, sondern werden weiterhin genutzt. Auf einem Spaziergang durch das viele Grün und vorbei am See des Parks gelangten wir zum Peace-Gate - das Tor des Friedens - vor jenem sich ein schöner Platz mit Flaggen sämtlicher damals teilnehmenden Ländern befand. Der Name des Tors ist dem Fakt zuzuschreiben, dass Südkorea, wie auch jede andere gastgebende Nation von olympischen Spielen, eine Erklärung zu unterschreiben hatte. Diese beinhaltet, dass sämtliche Teilnehmer und Zuschauer, egal welcher Abstammung, Nationalität, sexueller Orientierung oder Hautfarbe, in Seoul willkommen sind. Zu dieser Erklärung passt auch der Slogan des Hard Rock Cafés; Love All, Serve All. Und genau dieses besuchten wir anschliessend, um den Tag ausklingen zu lassen. Das obligatorische Aufstocken der T-Shirt Sammlung wurde dabei natürlich auch nicht vergessen.
Da wir zuerst nicht damit gerechnet haben, dass wir doch noch an die nordkoreanische Grenze fahren können, wollten wir unbedingt eine weitere Stadt ausserhalb Seoul besuchen. Unsere Wahl fiel auf Incheon. Eine Hafenstadt, in dessen Nähe sich auch der Flughafen befindet. Der Plan war, um die Mittagszeit in Incheon zu sein, dort etwas zu Mittag zu essen, das Hafenviertel besichtigen und dann wieder nach Hause. Tja, da haben wir die Rechnung ohne Incheon gemacht! Diese Stadt ist keinesfalls sehr viel kleiner als Seoul und das Aufsuchen eines Restaurants mit halbwegs essbaren Mahlzeiten bereitete sich auch schwieriger als gedacht, weil alles etwas ausgestorben war. Unsere Mägen knurrten und wir waren schon eine gefühlte Ewigkeit auf der Suche nach einem Restaurant. Schliesslich gaben wir uns mit einem Fast food Laden zufrieden und machten uns auf den Weg Richtung Hafen. Dort fanden wir einen kleinen Rummelplatz vor, der aber wohl eher am Wochenende rege besucht wird. Daniela und Jasmin liessen sich aber eine Fahrt auf dem Riesenrad nicht nehmen und genossen eine super Aussicht!
Am nächsten Tag konnten wir doch noch kurzfristig mit auf die DMZ Tour. Ursprünglich wurde unsere gebuchte Tour abgesagt, Grund unbekannt. Auf der Tour erklärte unser Guide Han, dass Nordkorea um die JSA (Joint security area) Landminen gestreut hat und dass im Moment auch Gespräche zwischen den Staaten stattfanden und deshalb ein Besuch dieses Gebietes nicht möglich war. Bei einer Aussichtsplattform konnten wir einen Blick über die Grenze nach Nordkorea werfen. Es war irgendwie ein beklmmendes Gefühl dort rüber zu blicken, im Wissen, dass dort extrem menschenunwürdige Zustände herrschen. Nur 15% der Bevölkerung haben Zugang zu Storm, die Militärpflicht für Männer und Frauen beträgt um die 10 Jahre, Arbeitslager etc. etc.
Danach ging es zur Dorasan Station. Einst verkehrten Güter-Züge zwischen Süd- und Nordkorea aber seit dem Jahr 2008 hat Nordkorea den Grenzübertritt untersagt und nun fahren die Züge von Seoul nur noch bis zu dieser Dorasan Station. Auf dem Weg zurück zu unserem Reisebus konnten wir tatsächlich noch die Lautsprecher der Nordkoreaner hören. Diese werden genutzt um die Südkoreaner mit ihrer Propaganda zu beschallen. Das alles wirkte so surreal, fast wie im Film, einfach unglaublich.
Die Woche verging wie im Flug und am letzten Tag besuchten wir das Hanok Dorf Bukchon, ein traditionell koreanisches Dorf. Dort trafen wir das erste Mal auf richtig viele Touristen. Die waren eigentlich während unseren ganzen Aufenthaltes eher weniger anzutreffen. Für eine kurze Stärkung machten wir Halt im Tea Museum und kauften auch gleich etwas Tee als Souvenir ein. Die ältere Dame hinter dem Tresen war richtig freundlich, half uns beim Aussuchen des Tees, empfahl uns andere Produkte ohne irgendwie aufdringlich zu wirken. Sie wollte sogar, dass wir noch einen weiteren Tee bei ihr tranken. Wir verneinten und sagten ihr, dass wir wieder zurück in die Schweiz fliegen müssen. Daraufhin wünschte sie uns 'Bon voyage'.
Fazit von Seoul: Wenn ihr die Gelegenheit habt, fahrt hin! Man findet sich gut zurecht in dieser Gross-Stadt, es gibt viel zu sehen, zu shoppen und zu entdecken! Die Südkoreaner sind zwar eher zurückhaltend, rücksichts- und respektvoll aber keineswegs weniger hilfsbereit und freundlich. Englisch wird zwar im Allgemeinen verstanden aber eher weniger gesprochen. Trotzdem: man konnte uns immer weiterhelfen und wir sind immer irgendwie an unser Ziel gekommen! Für eine asiatische Stadt ist Seoul sehr westlich, es ist sauber und auch der Verkehr ist einigermassen übersichtlich.
Uns hat's gefallen!